Neues Deutschland: zum Kongo-Einsatz der Bundeswehr
Archivmeldung vom 11.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Kongo-Einsatz berühre, so sagt Verteidigungsminister Jung, unmittelbare deutsche Interessen. Merke: Wenn Afrika sich friedlich und stabil entwickle, dann wäre allen gedient. Klingt logisch.
So wie das, was Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul mitzuteilen hat, wenn sie die Militärexpedition quasi als Leistung ihres Ressorts verbuchen will. Ohne deutsche Soldaten - kein Frieden. Ohne Frieden - keine Schulen. Ohne Schulen - kein Fortschritt.
In diese derzeit wahrlich seltene Koalitionseinheit bricht
ausgerechnet ein Militär ein. Oberst Gertz, Chef des
Bundeswehrverbandes, mosert: Kongo verdiene mehr Geld für
Entwicklungsprojekte anstelle einer kurzfristigen »Show-Einlage« mit
Militär.
»Show-Einlage«, genau das ist es, was derzeit als militärisch
abgesicherte Demokratie-Ansaat verkauft wird. Gerade weil die
Bundesregierung allzu deutlich betont, dass man in Kongo strikt
neutral sei, also keinerlei Partei ergreife, muss man fragen, wem das
nützt. Diese Art von Nichteinmischung ist letztlich Unterstützung
jener, die rücksichtslos genug sind, sich die Wahlernte zu sichern.
Die Bundeswehr und andere EU-Truppen sind dabei eine Art Leibwache.
Solch Gunst verlangt zumindest Dankbarkeit. So gesehen hat Jung
Recht. Der Einsatz dient deutschen Interessen. Einigen jedenfalls.
Auch wenn Kongos Bürger bettelarm sind, aus dem Land ist allerlei
Reichtum rauszuholen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland