Neues Deutschland, Berlin, zum Airbus
Archivmeldung vom 05.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAirbus galt einst als Paradebeispiel dafür, wie aus der Vereinigung Europas eine globale Wirtschaftssupermacht entstehen kann. Der Zusammenschluss von teils staatlichen Luftfahrtunternehmen aus vier EU-Ländern sagte dem Weltmarktführer Boeing den Kampf an.
Im
vergangenen Jahr zog Airbus tatsächlich an dem Konkurrenten von
jenseits des Atlantiks vorbei. Und der schon vorab mit Superlativen
versehene neue Großraumjet A380 sollte den Zweikampf der
Luftfahrtgiganten auf Jahrzehnte zugunsten von »Old Europe«
entscheiden.
Allerdings ist spätestens seit dem Untergang der Titanic
bekannt, dass Technik-Giganten besondere Herausforderungen
darstellen. Bei Airbus kam hinzu, dass den Bestellern offenbar jede
gewünschte Sonderausstattung zugesagt wurde. Dies lässt sich nach
jahrelanger Erfahrung mit der Serienfertigung vielleicht realisieren,
bei einem völlig neuen Produkt bislang unbekannter Dimension war dies
fahrlässig, wie die Probleme mit den Kabelbäumen zeigen.
In der Krise fällt Airbus die vermeintliche Stärke, die
Integration europäischer Unternehmen, auf die Füße. Der Streit
zwischen den Standorten um brutale Kostensenkungen, der auch von
politischer Seite geschürt wird und den die Konzernführung für sich
auszunutzen hofft, fällt heftiger aus als sonst in der Konzernwelt.
Bleibt zu hoffen, dass im allgemeinen Interessengewirr wenigstens die
Gewerkschaften an einem Kabel ziehen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland