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Leipziger Volkszeitung zu CDU Brandenburg

Archivmeldung vom 29.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

CSU-Freunde in Bayern, schaut auf diese Brandenburger CDU! Ohne jegliches Zutun eines politischen Gegners, bei apathischem Beiseitestehen jedwedes interessierten Bürgers, zerdeppert sich der Landesverband einer Volkspartei mit Wolllust.

So kann es einer Bewegung ergehen, wenn ein an sich demokratischer Wettbewerb um den Posten eines Vorsitzenden zur Spaltungsfrage eskaliert. Es ist zwar so, dass die eigentlich allmächtig erscheinende Land- und Staatspartei CSU mit diesen kleinkleckersdörflerischen Streithanseln aus der Brandenburg-CDU derzeit nichts gemein hat außer der Tatsache, dass zwei Personen den gleichen Job wollen. Nur kann es durchaus sein, dass im Zuge des Wahlkampfes eitler Selbstdarsteller Sinn und Zweck der sie eigentlich tragenden Partei völlig in Vergessenheit gerät. Vertrauen schafft man mit Integration, nicht mit Intrige.
Zwar wird an einem Wahltag die CSU im schlimmsten Fall, also wenn sie beispielsweise einen Sprechautomaten Marke Söder oder gleich einen Besenstil an die Spitze stellte, immer noch locker und leicht die Maßzahl der märkischen CDU doppelt übertreffen. Aber eine Partei, in der möglicherweise der Hass aufeinander stärker prägt als das verbindende Grundsatzprogramm, wird keinen Vertrauenszuwachs bei den Bürgern erzielen. Nirgendwo. Das Intriganten-Spektakel, das die Partei des Jörg Schönbohm seit Wochen bietet, mobilisierte schon bisher sämtliche Vorurteile. Wenn solche Zustände das Ergebnis der Arbeit großer Koalitionen sind, dann wird bald jedes andere Regierungsbündnis erfreulichere Wirkung zeigen. Die Hinterhältigkeit, mit der Politik in solchen Konstellation parteiintern als auch gegenüber dem Partner betrieben wird, ist dabei eines der Grundübel. Mit offenem Visier anzutreten und gerade heraus kann doch so schwer nicht sein, wenn man von der Richtigkeit der eigenen Ideen überzeugt ist. Wer den Mut zur Führung hat, dem wächst auch die Kraft zur Auseinandersetzung zu. Nach dem Landesparteitag steht die Union schlimmer da als vorher. Ihr fehlt, in jeder Hinsicht, ein General an der Spitze. Hinterließ Schönbohm zumindest als konservativer Feierabend-Reiter noch Eindruck bei Freund und Feind, so ist die CDU nun um einen Blässling an der Spitze reicher.
Manchmal scheint es, dass die lange Liste der Projekte zur Bekämpfung des Radikalismus höchstens schlechtes Gewissen der Altparteien widerspiegelt. Die selbst bewirkte Zerrüttung in Brandenburg - womöglich werden andere Regionen folgen - bedeutet automatisch mehr Auftrieb für Radikale. Es mangelt, wohin man auch schaut, an Führung. Vieles spricht bei dieser Ausgangslage dafür, dass bis auf Weiteres große Koalitionen als einziger Ausweg nach Wahlen bleiben. Dann wäre die Not des Augenblicks ein Dauerzustand.

Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

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