WAZ: Volkszählung beschlossen: Andere Stimmung
Archivmeldung vom 30.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBevor 1987 das Volk gezählt wurde, brandete ein ideologischer Streit über den Überwachungsstaat auf. Das Schlagwort eignete sich bestens als Kampfschrei der Linken gegen die bürgerliche Regierung Helmut Kohl.
Rationale Begründungen für die Erhebung, wie
beispielsweise bessere Planungsmöglichkeiten für Wohnungsbau oder
Kindergärten, wurden als Verschleierungstaktik abgetan.
Hunderttausende Menschen boykottierten die Befragung.
Wenn Deutschland sich 2010/2011 an der Volkszählung der Europäischen
Union beteiligt, wird voraussichtlich alles anders sein. Zum einen
werden keine Fremden mit Fragebögen an Wohnungstüren auftauchen,
sondern es werden hauptsächlich vorhandene Daten ausgewertet und
vernetzt.
Zum anderen ist die Stimmung im Lande heutzutage aus traurigen
Gründen vollkommen anders: Menschen, die sich aus Angst vor
Terroranschlägen nach einer umfassenden Videoüberwachung in Zügen,
auf Bahnhöfen und Flughäfen und sonstwo sehnen, werden in einer
Volkszählung vergleichsweise wenig Gefahren erkennen können.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung