Rheinische Post: Kampf um Belgien
Archivmeldung vom 19.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBelgiens König Albert II. glaubt nicht, dass die belgische Krankheit durch den Austausch des Regierungschefs geheilt würde. Insofern ist es konsequent, dass der Monarch das Rücktrittsgesuch von Ministerpräsident Leterme ablehnt. Albert II. glaubt noch an einen konstruktiven Dialog zwischen den zerstrittenen Flamen und Wallonen.
Doch das ist ein Sieg der Hoffnung über die Erfahrung. Belgiens größte Bevölkerungsgruppen befehden sich seit langem. Ihr verbissener Streit hat dem Land eine Dauerkrise beschert und es an den Rand der Unregierbarkeit geführt. Aus diesem Staats-Dilemma soll nach Monarchen-Wille ein Dreier-Gremium führen, in dem die Flamen nicht vertreten sind. Damit führt dieser Königs-Weg erneut in die Sackgasse Belgiens Problem liegt sehr viel tiefer. Es geht um eine Staatsreform, bei der die Quadratur des Kreises gelingen soll. Die Flamen wollen noch mehr Autonomie und weniger Geld-Transfers an die frankofonen Wallonen. Die wiederum denken nicht daran, den Status quo aufzugeben, von dem sie vor allem finanziell profitieren. Flämische Nationalisten pochen auf eine eigene Republik - und das bedeutet in letzter Konsequenz das Ende von Belgien. Damit ist klar, Albert II. kämpft um sein Königreich.
Quelle: Rheinische Post (von Godehard Uhlemann)