Lausitzer Rundschau: Die Volksinitiative zum Stopp des Braunkohleabbaus Auseinandersetzung
Archivmeldung vom 09.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs geht bei der Volksinitiative, die gestern begann, für die Lausitz um viel. Es geht aber nicht um die Rettung des Weltklimas. Und es geht nicht um sichere Arbeitsplätze. So schwer das manchem zunächst verständlich erscheint, aber ein absehbares Ende des Braunkohleabbaus in der Region würde den Ausstoß in Deutschland an schädlichen Treibhausgasen um nicht eine Tonne verringern.
Es
würde nur dazu führen, dass andere Regionen, andere Industrien sich
freuen würden über eine zusätzliche Gnadenfrist. Und das grüne Licht
für weitere Tagebaue ist alles andere als die Rettung von Tausenden
von Jobs. Weiter abgebaut, weiter verfeuert, weiter beschäftigt wird
in jedem Fall nur, wenn sich das auch rechnet. Die dafür wesentlichen
Entscheidungen fallen nicht in Cottbus oder Potsdam, sondern in
Brüssel und Berlin. Wie sie aussehen werden, weiß heute noch keiner
genau. Deswegen auch sind alle Planungen, alle Versprechungen derzeit
nur wenig wert.
Es wird dennoch auf vielfältige Art und Weise versucht, die
Auseinandersetzung um die Zukunft der Region zu umgehen, zu
überfrachten mit Argumenten, die in der Debatte nichts verloren
haben. Auch ohne den Strom der Lausitz gehen in Deutschland die
Lichter nicht aus. Auch mit den Abgasen der Braunkohlekraftwerke
kann, wird unser Land auf vielfältige Art seinen Beitrag zum
Klimaschutz erbringen. Es geht nicht um die großen Menschheitsfragen.
Es geht immer noch um Dörfer wie Kerkwitz, um die Wälder, die Bäche,
die Jahrtausende von Jahren alte Landschaft einerseits und um die
Menschen, die mit der Kohle ihr Brot verdienen, andererseits.
Dass darüber nicht nur die Region, sondern das ganze Bundesland
befinden soll, hat durchaus seine Berechtigung. Für die gigantischen
Schäden, die der DDR-Tagebau hinterlassen hat, sind nach der Einheit
alle deutschen Steuerzahler mit erheblichen Summen in Haftung
genommen worden. Das wird sich nicht wiederholen. Für das, was in
Zukunft passiert, braucht die Lausitz wenigstens die Rückendeckung
durch Brandenburg.
Und die Region braucht schon seit Langem eine offene, ehrliche
Debatte darüber, wohin sie gehen will, wie sie sein wird in den
kommenden Jahrzehnten. Solch eine Debatte ist tatsächlich etwas
Neues. In ihr zählt nicht der von oben verordnete Weg und zählt auch
weniger die Gewichtung widerstreitender Interessen. Sie wird vielmehr
bestimmt von der Überzeugungskraft der Argumente. Sie ist ein längst
notwendiges Wagnis in mehr Demokratie.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau