FT: zu Guttenberg
Archivmeldung vom 24.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKarl-Theodor zu Guttenberg bleibt ein Meister der Selbstinszenierung. Schon seit dem Wochenende, seit seinem vielbeachteten Auftritt in Kanada, ist der einstige CSU-Hoffnungsträger plötzlich wieder in aller Munde. Die neue Frisur und das Fehlen der Brille scheinen vor allem eines signalisieren zu wollen: Hier wagt jemand den Neuanfang, der aus der "denkbar größten Dummheit meines Lebens" Konsequenzen gezogen hat.
Es ist kein Zufall, dass die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hof ausgerechnet in dieser Woche publik gemacht wurde - am Tag, bevor "Die Zeit" ein großes Interview mit Guttenberg veröffentlicht. Schließlich hat der Ex-Minister die 20000 Euro an die Kinderkrebshilfe bereits überwiesen; der Deal wurde also schon vor einiger Zeit festgezurrt. Aus strafrechtlicher Sicht mag der Freispruch zweiter Klasse gerechtfertigt, ein "Promi-Bonus" mithin ausgeschlossen sein. Die moralische Bewertung ergibt jedoch ein anderes Ergebnis. Es bleibt dabei: Mit unglaublicher Unverfrorenheit hat Guttenberg in seiner Doktorarbeit bei anderen abgeschrieben und sich einen Dreck um wissenschaftliche Standards geschert. Diese von der Universität Bayreuth attestierte "vorsätzliche Täuschung" sollte für einen Politiker eigentlich einen irreparablen Imageschaden bedeuten. Doch der Wähler ist vergesslich. Guttenberg hat also gute Chancen, schon bald durch die Tür zu treten, die ihm sein Parteichef Horst Seehofer aufgestoßen hat. Nicht nur der schwächelnden CSU mangelt es an politischen Talenten, sondern der gesamten Union. Dabei braucht der fränkische Freiherr nichts zu überstürzen, kann sich die Reaktionen auf die gestartete "Mission Comeback" erstmal in Ruhe anschauen. Sein immer noch jugendliches Alter spricht für ihn: Anfang Dezember wird Guttenberg 40.
Quelle: Flensburger Tageblatt (ots)