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Börsen-Zeitung: Stromschläge

Archivmeldung vom 07.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Autokrise erfasst nächsten Konzern: Eine Schlagzeile, die derzeit nahezu jeden Tag zu lesen ist. Ob Hersteller wie BMW und Daimler, große Zulieferer wie Continental, Bosch oder ZF Friedrichshafen oder Schaeffler. Mahle, Norma, Leoni und ElringKlinger: Sie und viele andere müssen zurückrudern, einige haben schon mehrfach ihre Prognosen kassiert.

Und es gibt Pleiten wie die des schwäbischen Anlagenbauers Eisenmann oder von Weber Automotive am Bodensee. Stellenstreichungen, vereinzelt Werksschließungen sind die Folge. Klar ist, die Befürchtungen im Autoland wachsen. Krise? Bricht sich da nicht eher der zyklische Effekt nach jahrelangem Höhenflug Bahn, wenn jetzt davon ausgegangen wird, dass die weltweite Produktion der Branche um 5% zurückgeht? Doch es sind mehr Belastungsfaktoren: Für die von Washington verursachten Handels-, Zoll- und Währungskonflikte können die Hersteller nichts, die jahrzehntelang von der Globalisierung gut gelebt haben. Doch einen guten Teil der Krise haben die Hersteller verursacht - ob Dieselbetrug oder Kartellabsprachen.

Klar ist, dass die Branche mittel- und langfristig vor Umbrüchen steht - vor allem wegen sich ändernder Konsumgewohnheiten in Großstädten, wegen der Folgen des Klimawandels und damit verbundener neuer Antriebsarten. Das sorgt schon jetzt für Stromschläge. Doch bis E-Mobilität tatsächlich zum nennenswerten Faktor wird, der für Cash-flow sorgt und nicht bloß Mittel verbrennt, ist die Branche auf die herkömmlichen Zulieferer angewiesen. Etwa jeder Vierte der 840.000 Beschäftigten in der Schlüsselindustrie arbeitet heute in der Produktion von Motoren und Getrieben. Die E-Mobilität verschiebt auch die Machtverhältnisse zwischen Herstellern und Zulieferern. Gefragt ist ein engeres Zusammenrücken der Zulieferer. Sie müssen sich wappnen für Zeiten, in denen Technologien für Verbrenner weniger gefragt, diese aber zugleich noch auf Jahre erforderlich sein werden. Das kann etwa eine Konzentration von Technologien wie Motorblock oder Gussteilen bedeuten, die die Industrie noch lange einsetzen wird.

Die Unternehmen müssen Strukturen zur Erhaltung der "alten" Technik entwickeln und Aktivitäten bündeln. Setzt es unkontrollierte Pleiten, ist das ein Problem für die ganze Industrie - das hat nicht zuletzt der Streit um die Neue Halberg Guss gezeigt. Doch gerade kleineren Zulieferern fehlt es an finanzieller Manövriermasse. Ob Hersteller, die lange harte Konditionen diktierten, einspringen, wenn es darauf ankommt?

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Walther Becker

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