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WAZ: Oettingers schnelle Zunge

Archivmeldung vom 17.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn sich die Gelegenheit bietet, mit großen Kanonen kleine Spatzen zu erledigen, ist auf das Europaparlament Verlass. 151 EU-Abgeordnete fordern eine Entschuldigung, besser noch die Amtsentfernung des deutschen Energiekommissars Günther Oettinger. Der habe ganze Länder gedemütigt, wider den europäischen Geist verstoßen und erkennbar überhaupt nichts begriffen.

Die Wahrheit ist: Bei Günther Oettinger war die Zunge mal wieder ein bisschen schneller als der Verstand und das Resultat dummerweise in einem Zeitungsinterview zu besichtigen: Die Flaggen von EU-Staaten, die durch Schuldenmacherei mit dem Euro Schindluder treiben, vor allen EU-Gebäuden auf halbmast setzen! Eine "unkonventionelle Idee" meint Oettinger. "Stuss" trifft es wohl eher.

Das eigentlich Peinliche daran ist indes nicht die vermeintliche Fundamental-Beleidigung von Partner-Völkern. Kommissar Oettinger hat nämlich durchaus ein europäisches Herz für die Nöte der Schuldenstaaten am Mittelmeer und dazu auf Befragen sogar konkrete Vorstellungen, wie man ihnen helfen könnte. Er ist beileibe kein arroganter Griechenland-Verächter.

Das Peinliche ist vielmehr, wie flott ihm der Auftritt beim Boulevard zu Kopfe steigt. Wenn der Kommissar dort zu Gast ist, denkt und redet er gleich wie ein Vertreter dieses Metiers.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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