RNZ: Die große Gier
Archivmeldung vom 18.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittManager eigenen sich immer besonders gut als Feindbilder. Sie verdienen 30-, 40-, ja manchmal 150mal so viel wie ihre Durchschnittsarbeiter und gehen dafür kein Risiko ein. Auf den Lenker eines Quasi-Staatsbetriebs trifft das erst recht zu.
Aber was ist eigentlich mit den Sportlern, die hier jegliche Infrastruktur nutzen - von der Schule bis zur sportlichen Ausbildung - und dann ihr zu versteuerndes Einkommen in Richtung Monaco, Schweiz oder USA verabschieden? Und wer denkt an die Künstler? Auf der vom deutschen Staat teuer eingekauften Steuerhinterzieher-CD sind diese Berufe offensichtlich alle in ihrer großen Gier vereint. Und natürlich hat der Deal ein Geschmäckle: Denn letztlich bereichert sich hier ein Insider auf Staatskosten, der moralisch kein Quäntchen über den denunzierten Steuerhinterziehern steht. Ob des momentanen Erfolges mag die Bundesregierung dieses Vorgehen verteidigen. Schließlich werden vier Millionen Euro investiert, und mehrere hundert Millionen kassiert. Doch was ändert sich durch das Vorgehen am Phänomen Steuerhinterziehung? Nichts. Es wird Angst geschürt - das war's. Wichtiger wäre es, dass die EU Druck auf Schweiz und Liechtenstein ausübte. Erheblichen politischen Druck, der dafür sorgt, dass diese Länder nicht weiter als Schmarotzer der europäischen Steuerpolitik dastehen. Dieser Skandal wiegt nämlich weit schwerer als die Geldgier der Steuerhinterzieher.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung (von Klaus Welzel)