Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Streit um Lebensmittelkontrollen: Ekel und Abscheu
Archivmeldung vom 06.09.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEs ist nicht so, dass der aktuelle Gammelfleischskandal eine Überraschung wäre. Mit erschreckender Regelmäßigkeit überkommt die Republik Ekel und Abscheu über profitgierige Lebensmittelproduzenten. Die kollektive Empörung ist freilich jedes Mal im Sande verlaufen.
So kommt es, dass Verbraucherschutzminister Seehofer jetzt wieder fordert, was schon längst hätte geschehen müssen: bundeseinheitliche Standards bei den Lebensmittelkontrollen. Nach Lage der Dinge dürfte auch dieser Vorstoß ins Leere gehen. Die Überprüfung der Fleisch verarbeitenden Betriebe ist Angelegenheit der Länder. Und die wachen eifersüchtig über ihre Kompetenzen. Mit der jüngsten Föderalismusreform wurde die Chance für einen Neuanfang in diesem Sektor vertan. Als kleiner Trost winkt das neue Verbraucherinformationsgesetz, das wenigstens eine namentliche Veröffentlichung der schwarzen Schafe ermöglicht. Zur Verhinderung neuer Skandale ist allerdings auch die Justiz gefragt.
Schon heute kann ein Betrug mit Haltbarkeitsdaten bis zu zehn Jahre
Gefängnis kosten. In schweren Fällen ermöglicht das Gewerberecht auch
Betriebsschließungen. Nur bleiben die Richter allzu oft am unteren
Rand der Strafzumessung. Verstöße gegen das Lebensmittelrecht gelten
leider immer noch als Kavaliersdelikt. Geradezu salonfähig ist der
Kauf von Billigware geworden. Dabei hat es der Verbraucher ebenfalls
in der Hand, die kriminelle Energie von Fleischproduzenten zu
minimieren. Wer nur nach Sonderangeboten schaut, erleichtert ihnen
das eklige Geschäft.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau