Allg. Zeitung Mainz: Klare Sprache (zur OECD-Studie)
Archivmeldung vom 19.09.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWill Deutschland eine Industrienation von Rang bleiben, sollten die Bildungspolitiker von Bund und Ländern die jüngste OECD-Studie schleunigst auswendig lernen. Dort steht schwarz auf weiß, dass wir auf dem besten Weg sind, in puncto Bildung ein Land der Dritten Welt zu werden.
In kaum einer Industrienation gibt
es so hohe Quoten von Ungelernten, Schul- und Studienabbrechern. Fast
niemand gibt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, so wenig Geld für
Bildung aus wie wir. Kurzum: Wir sind dabei, all das aufs Spiel zu
setzen, was Deutschland groß und bedeutend gemacht hat. Kurzfristig
wird das Problem nicht aus der Welt zu schaffen sein, darüber sollte
sich keiner Illusionen machen. Dazu sind die Zahlen der OECD viel zu
schlimm. Deshalb wird sich die Politik weit intensiver und
ernsthafter als bislang mit dem Thema Zuwanderung beschäftigen und zu
brauchbaren Lösungen kommen müssen. Wollen wir unsere Position als
Industrienation halten, brauchen wir schleunigst Fachkräfte, egal
woher. Die aber sind nur zu bekommen, wenn bei uns die Konditionen
stimmen, und zwar politisch wie wirtschaftlich. Wer sich dagegen
wehrt, weil er Überfremdung fürchtet, weil er Chancen für deutsche
Arbeitslose schwinden sieht, hat nicht begriffen, was die Stunde
geschlagen hat. Findet ein Unternehmer nicht genug Fachkräfte und
darf er sie auch nicht importieren, wird er seine Arbeitsplätze eben
exportieren. Dieser Prozess ist in vollem Gang. Wollen wir ihn
stoppen, ja umkehren, wird uns nur ein radikaler Kurswechsel in der
Bildungspolitik helfen. Jedes Kind muss gefördert werden, und zwar
individuell, egal aus welchem Elternhaus es kommt. Eltern müssen von
Lehrern angesprochen, beraten und begleitet werden, Hochschullehrer
wieder die Chance haben, ihre Studenten zu kennen, zu fordern und zu
fördern. Das alles wird sehr viel Geld kosten - aber nicht annähernd
so viel wie das Abrutschen dieser Nation in die wirtschaftliche
Bedeutungslosigkeit. Die Fakten liegen auf dem Tisch, sie sprechen
eine klare Sprache.
Quelle: Pressemitteilung Allg. Zeitung Mainz