Neues Deutschland: zu Bundeswehreklat in Afghanistan
Archivmeldung vom 26.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer eine kann sich nicht vorstellen, dass Soldaten Gefangene foltern, der andere nicht, dass sie mit Totenschädeln posieren, der dritte wohl nicht einmal, dass sie Waffen benutzen. Die Politik, die versucht, den Soldatenberuf als eine Arbeit von vielen zu verzivilisieren, ist auf breiter Front empört. Der Soldat als Dienstleister.
Doch die Behauptung, dass deutsche ISAF-Soldaten im
Norden im Vergleich zu ihren Kollegen im Süden eine eher ruhige Kugel
schieben, ist nur schlüssig, wenn man ein Pulverfass als Sitzmöbel
schätzt und zur KSK keine Fragen hat.
Der Totenkopf am Kragenspiegel ist schon so lange Geschichte, dass
dem deutschen Soldaten unisono eine besondere ethische Eignung für
den Umgang mit Gebeinen abverlangt werden kann. Doch von der
Sittenverrohung im Dunstkreis von Angst, Hass und Gewalt macht sich
offenbar selbst die Politik keinen Begriff. Auch wenn deutsche
Soldaten nicht gerade die Weisung erhalten, Verachtung dem Tod
gegenüber zu empfinden, berufsdienlich ist es allemal. Wie jener
Korpsgeist, der jetzt gegeißelt wird. Keinen Moment war die
veröffentlichte Meinung derart empört, als 1999 Menschen in
Jugoslawien zerfetzt wurden, nachdem deutsche Soldaten ihre Befehle
empfangen hatten. Auch eine Form von Kadavergehorsam.
Die Folgen der Mohamed-Karikaturen wecken nun Befürchtungen. Die
Ursachen nicht. Eine von ihnen wurde gestern im Kabinett bestätigt:
Verlängerung des Einsatzbefehls für Afghanistan.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland