RNZ: Alles beim Alten
Archivmeldung vom 14.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMubarak ist weg - und der Blick wird frei auf die zweite Reihe hinter der Galionsfigur der ägyptischen Militärdiktatur. Man stellt fest: Im Land der Pharaonen hat sich gar nicht so viel verändert. Und doch sehr viel. Die Demonstranten sind zufrieden, brechen die Zelte ab, warten auf dringend nötige Reformen.
Das Militär verschwendet seinerseits keine Zeit beim Umbau der Herrschaftsstrukturen, ob daraus jedoch in absehbarer Zeit eine Demokratie wird oder ob die Krake in Uniform das Land weiterhin ausplündert, das muss sich erst noch weisen. Am Wochenende wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass in Ägypten kein Armutsaufstand stattgefunden habe, sondern einer der gebildeten Mittelschicht. Mag sein. Aber der relative wirtschaftliche Wohlstand der letzten Jahrzehnte kam der Kaste des Militärs zugute. Die Uniformierten lösten in Personalunion einen Gründerboom aus, besetzten auch im zivilen Leben die entscheidenden Posten. Das Militär verhinderte somit, dass Bildung der Schlüssel für Wohlstand sein kann. Es warf das Land zurück. Der Glaube daran, dass ausgerechnet die Profiteure des alten Regimes nun den Wandel gestalten sollen, fällt schwer. Vielleicht aber ist die Angst vor einem neuen Volksaufstand größer als die Furcht davor, einige (sicherlich nicht alle) Pfründe zu verlieren.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung