Neues Deutschland: Zum Irak-Krieg
Archivmeldung vom 17.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Mal Truppenabzug schon in wenigen Monaten, dann mehr US-Soldaten denn je nach Irak, mal größere Sicherheitsverantwortung für die Bagdader Behörden, dann so gut wie kein Vertrauen in Regierung und Polizei dort.
Das Wechselbad wachsender Washingtoner Ratlosigkeit scheint nur
eine Konstante zu kennen: Die Lage im Land der überfüllten
Leichenschauhäuser wird täglich schlechter, die Gewalt eskaliert,
Massenentführungen werden zu Massenhinrichtungen, Minister
protestieren mit Rücktritt gegen das Chaos, das Morden zwischen den
Bevölkerungsgruppen hat ein Ausmaß erreicht, das man andernorts
Bürgerkrieg nennt.
Aber wenn man nicht mehr weiter weiß, folgt bekanntlich ein
Arbeitskreis. Der US-Kongress lässt eine Kommission über
Strategiewechsel und Kursänderung grübeln, Außenministerin Rice
teilte gestern mit, sie denke auch selbst nach. Und ihr Ergebnis? Man
komme nicht so voran, wie gewollt. So kann man es wahlkampfmäßig auch
beschönigen. Die USA hätten sein Land »von einer abscheulichen
Diktatur in ein abscheuliches Chaos« verwandelt, redete jetzt ein
führender sunnitischer Politiker Klartext. Den Preis zahlen zuerst
die Menschen in Irak. Folgen hat dieses Desaster aber für die
Sicherheit weltweit. Deshalb ist es allerhöchste Zeit, dass nicht nur
in Washingtoner Hinterstuben nach Wegen aus dem von der
Bush-Regierung zu verantwortenden Teufelskreis gesucht wird.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland