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Westdeutsche Zeitung: Dauerhafter Gegenwind für die Mullahs

Archivmeldung vom 15.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nicht nur die vielen Jugendlichen mit ihren grünen Armbändern in Teheran hätten sich ein anderes Ergebnis der Präsidentenwahl gewünscht. Auch in Washington, Berlin oder Brüssel hatte man gehofft, Hussein Mussawi werde den ungeliebten Ahmadinedschad zumindest in die Stichwahl zwingen.

Die Mobilisierung vor allem der jungen gebildeten Frauen und die Härte eines für islamische Länder beispiellosen Wahlkampfes schienen die westlichen Umfragen, die Ahmadinedschad weit vor Mussawi liegen sahen, Lügen zu strafen. Alles nur westliches Wunschdenken? Oder dreiste Manipulation einer bösartigen Theokratie, wie es die unterlegene Opposition sieht?

Das Bild in den wohlhabenden Vierteln Teherans, wo eine freizügige Mittelstandsjugend im Wahlkampf die Straße bestimmte, wurde offenbar für das ganze Land genommen. Aber schon in den ärmeren Stadtteilen der Hauptstadt und erst recht auf dem Land sah die Lage ganz anders aus. Hier galt Ahmadinedschad nicht als der "Irre von Teheran", sondern als ehrliche Haut. Seine Versprechen, soziale Gerechtigkeit zu schaffen - schon der Grund seines Wahlsieges vor vier Jahren - blieben weiter glaubwürdig. Seine Reisen in die Provinzen, stets von Geschenken begleitet und von der Opposition als "Almosenpolitik" verspottet, hatten durchaus die erhoffte Wirkung. Umgehungsstraßen, Schulen oder "Märtyrer-Pensionen" ersetzen zwar keine durchdachte Entwicklungspolitik. Aber kaum ein Iraner wird seine Wahlentscheidung davon abhängig gemacht haben, wen Washington wohl lieber im Amt sähe. In der Atomfrage wäre übrigens auch ein Präsident Mussawi gewiss kein einfacherer Partner gewesen. Nicht ohne Grund begrüßen deshalb Hardliner in den USA und Israel Ahmadinedschads Sieg.

Was bleibt, ist ein tief gespaltenes Land. Und ein nicht geringer Teil der städtischen Jugend, der sich nicht nur um einen vermeintlichen Wahlsieg, sondern auch um seine Zukunft betrogen sieht. Eine Jugend, die sich die Freiheiten des Wahlkampfes nicht einfach wieder wird nehmen lassen und nach der Wahl wohl endgültig in die Fundamentalopposition zum Mullahregime geprügelt wurde. Und das könnte auf lange Sicht für die Machthaber gefährlicher sein als alle unsinnigen Sanktionen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Eberhard Fehre)

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