Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Heine-Haus
Archivmeldung vom 04.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Gedicht ist mehr als eine schnelle Info, und das Manuskript etwas ganz anderes als ein Computerausdruck. Handschrift bewahrt einen Text. Sie repräsentiert mit den Bewegungsimpulsen eines schreibenden Autors aber auch einen intellektuellen Prozess - als dessen einmalig individuelle Spur.
Insofern kann jede Gedenkstätte eines Schriftstellers mit einem außergewöhnlichen Kapital beeindrucken. Wer im Autografen nur den Rückfall in erledigte Etappen der Mediengeschichte sieht, irrt gewaltig. Elektronische Medien lassen den von Hand geschriebenen Text nicht hinter sich, sondern steigern dessen Wert - gerade weil sie ihn zur Ausnahme machen. Immerhin bewahren wir die Handschrift auf, während E-Mails massenhaft gelöscht werden.
Deshalb nehmen die Gedanken aus dem Heine-Haus womöglich eine mediale Zukunft vorweg: jener nämlich, welche die Defizite elektronischer Medien zu kompensieren sucht. Handschrift wird dann eine neue Rolle spielen - als Inbegriff des Unwiederbringlichen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung