Boersen-Zeitung: Schuss vor den Bug
Archivmeldung vom 16.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Mai ist da! Und das bedeutet gemäß einer vielzitierten Börsenweisheit: Nichts wie raus aus Aktien! Doch erst mit gut 14-tägiger Verspätung erreichte diese Erkenntnis die Aktienmärkte. Nun wurde jedoch verkauft, was die Depots hergaben: In den vergangenen drei Handelstagen hat der Dax gut 300 Punkte nachgegeben, und die noch vor kurzem erreichten Fünfjahreshochs rückten in weite Ferne. Querbeet wurden Aktien verkauft.
Die Abgaben haben viele am Markt überrascht, jedoch weniger die
Tatsache des Kursrückgangs an sich, sondern vielmehr dessen Stärke.
Dass der Dax durch zahlreiche Unterstützungen rauschte, lag an
Stopp-Loss-Linien, die durch den zunächst noch moderaten
Verkaufsdruck ausgelöst wurden und damit die Talfahrt der
Aktienindizes erst richtig in Schwung brachten. Nachdem diese Orders
abgearbeitet waren, hielt sich der Markt-ein gutes Zeichen. Damit
dürfte der Dax zumindest mit Blick auf die kommenden Wochen das
Schlimmste hinter sich haben.
Das Beste aber leider auch - denn ein Plus von gut 11% seit
Jahresanfang können gute Quartalszahlen, niedrige Bewertungen und ein
freundliches konjunkturelles Umfeld allein nicht rechtfertigen, zumal
sich auf der anderen Seite der hohe Ölpreis, der schwache Dollar und
die steigenden Zinsen immer stärker als Belastungsfaktoren in den
Vordergrund drängen.
Dass die Aktienkurse angesichts dessen nicht mehr lange in diesem
Tempo würden steigen können, hatten die Experten schon lange
vorhergesagt. Die Anleger allerdings hatten die Warnungen offenbar
schon vergessen, was angesichts der fast täglichen Meldungen über
neue Jahreshochs verständlich ist, nun aber zu vereinzelten
Panikverkäufen führte.
Doch es war wichtig, dass den Anlegern die Grenzen aufgezeigt
wurden. Denn angesichts der prognostizierten Abkühlung der
Weltwirtschaft, anhaltend hoher Rohstoffpreise und der Entwicklungen
am Devisenmarkt müssen die Erwartungen an die Aktienmärkte in den
kommenden Quartalen sowieso reduziert werden.
Dem einen oder anderen dürfte die aktuelle Konsolidierung schon
mal als Schuss vor den Bug dienen und ihn möglicherweise vor
Schlimmerem bewahren. Denn dass es nicht in diesem Tempo und ohne
Rücksetzer immer weiter hoch geht, dürfte nun deutlich geworden sein.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung