WAZ: Das Gesicht der Politik
Archivmeldung vom 15.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWir laufen und fahren vorbei an den Wahlplakaten, mit denen Häuser- oder Grünlandschaften zugestellt sind. Vorbei an den Menschen mit den auffällig strahlenden und verdächtig glatten Gesichtern, die unser Land regieren wollen. Und wir fühlen uns wie in einer Art Bilderrätsel: Was ist Original, was Fälschung?
Konrad Müller, der es fertig brachte, als einziger Fotograf alle (!) deutschen Kanzler eindrucksvoll abzulichten, fragt ratlos im WAZ-Interview, weshalb Hannelore Kraft "noch die schönen Lachfältchen weggebügelt" wurden. Und verweist auf ein Merkel-Plakat aus dem 2005er Wahlkampf, "auf dem sah sie wie ein Girlie aus". Weshalb darf keiner sehen, dass Alter Spuren hinterlässt? Warum darf nicht gezeigt werden, dass Spitzenpolitikerjahre mindestens doppelt zählen? Wahrscheinlich sagen die vielen wohlmeinenden Politikberater, man müsse das so machen. Das sei immer schon so gewesen. Der Gegner halte es ebenso. Faltenfreiheit gleich Jugend gleich Dynamik gleich Erfolg. Lägen sie richtig, dann würden sich Politiker nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage nur konsequent verhalten. Dann ließen wir, die Politik-Kunden, uns gerne blenden. Was dagegen spricht: Politik ist mehr denn je Vertrauenssache. Das spricht für Original statt Fälschung.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung