Börsen-Zeitung: Dämpfer für RWE-Eigner
Archivmeldung vom 15.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Verschiebung des Börsengangs von American Water auf unbestimmte Zeit ist eine herbe Enttäuschung für die Anteilseigner von RWE. Einerseits klingt es zwar vernünftig, wenn gewartet wird, bis sich an der US-Börse nach Überwindung der Turbulenzen der "faire Wert" für das Unternehmen erzielen lässt.
Denn
die IPO-Stimmung jenseits des Atlantiks ist denkbar schlecht. Schon
befürchten amerikanische Banken eine Rezession, weil steigende Zinsen
die Konsumlust der Verbraucher dämpfen.
Andererseits nennt RWE weder einen neuen Zeitplan für den
Börsengang, der für Jahresende vorgesehen war, noch den vermuteten
Wert der US-Tochter. Darüber hinaus fehlen feste Angaben, wie stark
die angepeilte Ausschüttungsquote nun nach unten korrigiert werden
muss. Diese Unsicherheit hat die RWE-Aktie, die vorher wochenlang von
den angekündigten Strompreiserhöhungen profitierte, umgehend auf
Talfahrt geschickt.
Nach Angaben aus Finanzkreisen liegt der Unternehmenswert von
American Water, die RWE 2003 für 7,6 Mrd. Dollar inklusive 3 Mrd.
Dollar Schulden erworben hatte, heute bei umgerechnet etwa 6 Mrd.
Euro. Durch den Wegfall des Börsengangs wird die Dividende absehbar
um eine halbe Milliarde Euro niedriger ausfallen als bisher erwartet.
Ursprünglich wollte der Konzern für 2007 etwa 70% bis 80% des
nachhaltig erzielbaren Nettogewinns ausschütten. Ein neues Ziel für
die Quote gibt es zwar noch nicht. Doch dürfte sie nun wohl eher bei
50% bis 60% landen. Denn in dieser Höhe lag die Ausschüttung für die
Jahre vor 2006, und dort soll sie auch wieder für die Jahre ab 2008
liegen.
Ein Strategiewechsel ist mit der Verschiebung des IPO allerdings nicht verbunden. Die Konzentration auf das margenstärkere Kerngeschäft mit Strom und Gas hat den Aktionären bisher viel Freude gemacht. Für 2006 konnten die Eigner ihre Ausschüttung auf 3,50 Euro pro Aktie verdoppeln und mit einer Ausschüttungsquote von 80% direkt vom Verkauf der britischen Wassersparte Thames Water profitieren, der 2006 knapp 12 Mrd. Euro eingebracht hatte. Vielleicht steigert sich also nur die Vorfreude auf einen hohen Emissionserlös für American Water. Vom Wassergeschäft bleiben dann nur noch Reste in Kontinentaleuropa - dort, wo sich das Wasser nicht sinnvoll vom Versorgungsauftrag für Strom und Gas trennen lässt.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung