Wiesbadener Kurier zu Rüstung
Archivmeldung vom 12.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bericht des Stockholmer Sipri-Instituts zählt zu den deprimierendsten Bilanzen, die jedes Jahr gezogen werden. Die Friedensforscher haben für 2006 die ungeheure Summe von 900 Milliarden Euro an Rüstungsausgaben weltweit gezählt. Pro Kopf der Bevölkerung geben die Staaten der Erde 137 Euro für Waffen und Soldaten aus.
In nicht wenigen Ländern haben die Menschen im ganzen
Jahr nicht soviel Einkommen für ihr Überleben zur Verfügung. Das sagt
viel aus über die tatsächlichen Schwerpunkte der internationalen
Politik auch nach dem mildtätigen Gipfel von Heiligendamm.
Beunruhigend an den Sipri-Zahlen ist vor allem die hohe
Steigerungsrate.
Allein in den letzten zehn Jahren sind die Ausgaben für militärische
Zwecke um mehr als ein Drittel gestiegen. Von wegen Friedensdividende
nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation! Die machtpolitischen
Gelüste von Aufsteigern wie China sowie die zahlreichen unerklärten
Kriege gegen Terroristen oder Rebellen sorgen für weiteres Wachstum
im Rüstungssektor. Die USA sind an so vielen Fronten engagiert, dass
sie fast die Hälfte der weltweiten Rüstungsausgaben allein schultern.
Geld, was zuhause fehlt, von den "Kosten³ an Menschenleben ganz zu
schweigen.
Auch Deutschland spielt eine traurige Hauptrolle im Sipri-Report.
Unser Land ist zum drittgrößten Waffenhändler der Welt avanciert
nach den USA und Russland. Im Verhältnis zur Landesgröße exportieren
die Deutschen sogar mit Abstand am meisten Kriegsgerät und haben
frühere Rüstungsriesen wie Frankreich und Großbritannien damit klar
überholt. Gewiss werden deutsche Waffen nicht an jeden geliefert,
aber in bestimmten Krisen- bzw.
Kriegsgebieten wie dem Nahen Osten sind sie gleichwohl reichlich zu
finden.
Die deutsche Steigerungsrate beim Waffenexport betrug 2006 über 100
Prozent.
Durch die Umkehr dieses Trends ließe sich vielleicht die
Glaubwürdigkeit der Berliner Friedensdiplomatie steigern.
Quelle: Pressemitteilung Wiesbadener Kurier