Rheinische Post: Gelinde Gedanken
Archivmeldung vom 27.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPolitikerunterredungen im Fernsehen verlaufen oft furchtbar künstlich. Erstens künstlich in der Sache: Denn die Diskussion, so fordern mutlose Moderatoren, müsse schlicht gehalten werden, damit die Zuschauer ihr folgen könnten (nebenbei eine liebreizende Publikumsbeleidigung).
Vor allem aber führt das Erschrecken vor dem
Schwierigen dazu, dass man die Probleme gar nicht bespricht - so
wieder im ZDF zu besichtigen, als die TV-Frager selbst zentrale
Begriffe einer Gesundheitsreform für Quotenkiller hielten und man
eilig um gelinde Gedanken bat.
Gespräche dieser Art sind zweitens künstlich im Menschlichen. Alles
überreglementiert, Frage- und Rederechte zuvor penibel kalkuliert,
bloß keine Überraschungen. Die ganze Blase schwimmt und blubbert
gleichsam in betonierten Flussbetten. Nichts darf für ein Weilchen
mal mäandern.
Wer Politiker vor allem aus dem Fernsehen kennt und nur gelegentlich
welche wirklich erlebt, staunt, wie unterschiedlich die Eindrücke
sind. Dort die Sprechmaschinen; hier die Werbenden, Wägenden, mit
Lust Argumentierenden. Gern wird geargwöhnt, Politiker bemächtigten
sich des Fernsehens. Aber auch im Gegenteil steckt Wahrheit: Das
Fernsehen bemächtigt sich der Politiker - und sendet Millionen
Menschen ein Zerrbild.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post