Neues Deutschland: Tour der France und Doping
Archivmeldung vom 27.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer in diesem Jahr die Tour de France beobachtet hat, wähnt die Hand eines Regisseurs am Werke. 2008 dauerte es nur eine Woche vom Test bis zur Bekanntgabe des positiven Dopingbefundes bei Riccardo Ricco.
Auch 2006 waren es sieben Tage zwischen Probe und Veröffentlichung des entlarvenden Ergebnisses beim frischgebackenen Sieger Floyd Landis. 2007 wurde Alexander Winokurow sogar binnen 24 Stunden Fremdblutdoping attestiert. Weil niemand davon ausgehen kann, dass das Fahrerfeld '09 komplett sauber war - schon gar nicht, wenn sich der Sieger Alberto Contador vehement weigert, Fragen zu seinen überirdischen Leistungen zu beantworten -, die Testmethoden aber ausgefeilter sind, bedeutet Entdeckungsflaute nur, dass mindestens eine der beteiligten Institutionen den Informationsfluss verzögert. Pat McQuaid, Präsident des Weltverbands UCI, hat eine Sprachregelung gefunden, die diesen Verdacht entkräften soll. »Wir geben die Daten doch nur in Computer ein. Die errechnen dann die Profile«, antwortet er lästigen Journalisten auf Fragen nach der denkwürdigen Dopingstille. Schuld hat also R2D2 oder wie immer das elektronische Hirn des Blutpassprogramms der UCI heißen mag. Die Tour bot Sport und Spektakel. Die Männer in den Schlüsselpositionen leisten allerdings keinen Beitrag dazu, dass die Hoffnungen auf sauberen Radsport wachsen. Sie stellten lediglich die Weichen für einen skandalarmen Sport.
Quelle: Neues Deutschland