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Westdeutsche Zeitung: Emotion im Kampf gegen die Raser

Archivmeldung vom 02.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es gibt eine gegenläufige Entwicklung auf den Straßen: In den vergangenen Jahren sind die deutschen Straßen immer mehr zur Rennbahn für Drängler und Rowdys geworden. Gleichzeitig aber gab es immer weniger Verletzte und Tote. Das Rätsel hatte eine einfache Lösung: Die Autos sind heute vollgepackt mit Sicherheitseinrichtungen.

ABS und EPS sind Standard, der Airbag auf dem Rücksitz gehört heute bei Neuwagen oft zur Serienausstattung das war noch vor fünf Jahren ein Angebot bestenfalls für die Luxusklasse. Die elektronischen Helferlein haben allerdings das größte Risiko im Straßenverkehr überhaupt nicht in den Griff bekommen können - das sitzt hinter dem Lenkrad. Jetzt schlägt das Pendel erstmals wieder in die andere Richtung aus: Die Zahl der Unfälle steigt. Dafür mag es eine ganze Reihe von Gründen geben: Dazu zählt sicherlich das gute Wetter im April, das Motorradfahrer zu waghalsigen Ausfahrten und junge Leute zu alkoholgetränkten Diskoausflügen inspiriert hat. Das Wetter weckt aber nur die Risikobereitschaft gerade junger Leute, sie ist latent vorhanden: Gas geben, um die Kurven flitzen, sich im Rennen mit anderen zu beweisen, ist nach wie vor Bestandteil der Alltagskultur. Die Aufklärungskampagnen der Vergangenheit haben hier nur zu einem geringen Teil gefruchtet.
Jetzt setzt die Polizei also auf den Schockeffekt und präsentiert Verkehrssündern harte Unfallfilme. Das ist ein guter Ansatz, setzt er doch auf die Emotion - das klassische Einfallstor zum Bewusstsein. Die Bilder werden in Zusammenhang mit dem eigenen Vergehen gestellt, nach dem Motto: Jetzt können Sie einmal sehen, was passieren kann, wenn Sie sich nicht anschnallen. Das wirkt mehr als jede trockene Broschüre oder Statistik.
Die Polizei hat also endlich die klassischen Strategien der Werbe- und PR-Branche entdeckt und macht sie sich zunutze. Dass dies keinen zusätzlichen Euro kostet, ist für den Steuerzahler eine gute Nachricht. Nur eines darf bei allem Lob nicht vergessen werden: Wer die schrecklichen Bilder im Polizeiwagen sieht, hat schon ein Verkehrsdelikt begangen. Besser wäre es, sie vorher zu zeigen: In Zeitungen, Kinos, im Fernsehen und im Internet. Schließlich wird dort auch über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung

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