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WAZ: Die Kirchenkrise sitzt viel tiefer

Archivmeldung vom 22.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Dieser Hirtenbrief war mit so großer Spannung erwartet worden, doch die hohen Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, hat der Papst nur zu einem Teil erfüllt. Der Hirtenbrief an die Kirche in Irland ist in weiten Passagen enttäuschend, an einigen Stellen ist er gar empörend uneinsichtig.

Doch der Brief hat auch ganz starke Passagen. Immer da, wo der Papst konkret auf die irischen Bischöfe eingeht, wählt er eine wohltuend deutliche Sprache. Er wirft seinem geistlichen Führungspersonal "kriminelle Taten" vor, "Verbrechen", spricht vom "Versagen" in der Kirche, fordert strikte Einschaltung der staatlichen Justizbehörden. Und er droht: Wenn das nicht umgehend passiert, wird Rom das tun. Ein wichtiger Punkt. Hier fand der Papst die richtigen Worte. Sie sind zudem als klare Ansage an alle Bischöfe der Weltkirche zu verstehen. Auch sie dürfen das getrost als Warnung verstehen: Vertuschen verboten. Aber überall da, wo der Papst die Ursachen des Missbrauch-Skandals ergründet, spricht nicht Weltkirche, sondern aller-, allerengste Provinz. Säkulare Tendenzen, eine laxe Auslegung des Zweiten Vatikanischen Konzils - als wenn deshalb Priester Kinder missbrauchten. Nein, so leicht kann es sich Papst Benedikt XVI. nicht machen. Diese Krise sitzt viel, viel tiefer in der gesamten Kirche.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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