Rheinische Post: Stellvertreter-Streik
Archivmeldung vom 03.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStreiks im öffentlichen Dienst sind Deutschland stets teuer zu stehen gekommen: Elf Prozent mehr Lohn hatte Gewerkschafts-Chef Heinz Kluncker 1974 nach drei Tagen Streik herausgeholt, immerhin noch 5,4 Prozent schaffte Monika Wulf-Mathies 1992 nach elf Tagen Streik.
Auch dieses Mal sollen Bürger, deren
Mülltonnen nicht geleert und deren Kinder nicht betreut werden,
leiden, damit die Gewerkschaft ihre Klientelinteressen durchsetzen
kann. Und doch ist vieles anders. Diesen Streik führt die
Gewerkschaft nicht aus einer Position der Stärke, sondern der
Schwäche. Verdi ist zu schwach, um sich gegen die Länder zu wehren,
die 2004 den Arbeitszeit-Vertrag und damit die 38,5-Stunden-Woche
aufkündigten. Nun sollen die kommunalen Beschäftigten die Kastanien
für die Landes-Angestellten aus dem Feuer holen. Selbst das geht nur
dort, wo die Städte Verdi den Gefallen taten und ebenfalls den
Tarifvertrag kündigten. In NRW taten sie es bislang noch nicht.
Hierbei kann die Gewerkschaft nur verlieren: zuerst das
Verständnis der Bürger, dann ihren Ruf, verlässlicher
Verhandlungspartner zu sein. Schließlich haben die Städte, die jetzt
die 40-Stunden-Woche wollen, nur eine Öffnungsklausel genutzt, die
Verdi ihnen erst vor einem Jahr zugestanden hat.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post