Neues Deutschland: zum Wahlausgang in Italien
Archivmeldung vom 16.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie man nicht nur in Italien weiß, ist der einstige Animateur Silvio Berlusconi auch als Politiker ein rechter Scherzbold.
Ob er den spanischen Außenminister auf einem EU-Gruppenfoto mit zwei Fingern zum »gehörnten Ehemann« macht oder die finnische Präsidentin mit peinlichen Macho-Sprüchen bedenkt - wie die Erfahrungen zeigen, wird das billige Entertainment seiner Fernsehsender mit dem Medienzar in der Rolle als Regierungschef wohl wieder Einzug halten auf der internationalen politischen Bühne. Bei früheren Auftritten stand der Bush-Freund und Irakkriegs-Befürworter Berlusconi immer am rechten Rand, und das wird so bleiben. Zumal ihm Umberto Bossis rechtspopulistische Lega Nord mit ihrer unverhohlenen Fremdenfeindlichkeit und Europaskepsis zur Hand geht. Dabei hat Italien Riesenprobleme, ist mit rekordverdächtigem Staatsdefizit bei gleichzeitigem Null-Wachstum in sozialer Schieflage und eines der EU-Schlusslichter. Auch das nicht zuletzt ein Erbe früherer Berlusconi-Regierungen. Nur eines hat der Multimilliardär immer bestens verstanden - den schamlosen juristischen Missbrauch seiner politischen Macht, um mit maßgeschneiderten Gesetzen alle Prozesse wegen Bestechung und Bilanzfälschung am Ende unbeschadet zu überstehen. Und wenn es in Brüssel etwa um die Interessen der deutschen Autoindustrie oder die französischen Nuklearambitionen geht, dann wird er auch wieder als Partner gern gesehen.
Quelle: Neues Deutschland