Neue OZ: Exklusiv - aber für alle
Archivmeldung vom 06.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPrivat und vertraulich - das soll auf jenem Potter-Drehbuch gestanden haben, das ein Filmteam im Pub vergessen hat. Vergessen? Oder deponiert? Egal! Künstlich geschürte Neugier auf den Top-Secret-Dreh ist genauso viel wert wie ihre medienwirksame Zerstörung.
Die Potter-Meldung, ob inszeniert oder nicht, wirkt fast altmodisch. Stephenie Meyer, deren Vampire das Erbe des Zauberlehrlings antreten, wirbt schon im Internet. Ihr neuer Roman wird einen Monat umsonst im Netz stehen - und über Fanforen eins der bestverlinkten Bücher aller Zeiten werden. Runterzuladen ist er allerdings nicht.
Exklusiv, aber für alle verfügbar: Diesen Spagat muss das Entertainment-Marketing im digitalen Zeitalter ständig vollbringen. Der Druck, alle Kanäle zu bespielen, hat inzwischen den Werkbegriff verändert: Für Fernsehserien wird längst zusätzliches Material produziert, das nur via Handy und Internet verbreitet wird. Das befeuert die Mund- bzw. Blog-Propaganda durch Fans. Und es weicht die Grenzen der Story auf: Eine Serie wie "Lost" ist mehr als das ausgestrahlte Programm. Die ganze Geschichte kennt nur, wer auch online dabei ist. Dagegen ist Hogwarts auf geradezu biedere Weise geschlossen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung