Rheinische Post: Lob der Ratingagentur
Archivmeldung vom 30.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGut, dass es die Ratingagenturen gibt. Die so leidenschaftlich gescholtenen Finanzunternehmen, die im Auftrag der Anleger, die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten bewerten, sind genau der Schulden-TÜV, den Europa braucht.
Das Urteil der Bonitätsprüfer basiert auf Zahlen und Fakten, die öffentlich einsehbar sind, aber nur selten zur Kenntnis genommen werden. Schon 2004 haben die großen Ratingagenturen Griechenland und Portugal herabgestuft, interessiert hat es keinen. 1989, acht Jahre nach dem EU-Beitritt Griechenlands, klagten Brüsseler Beamte über den Missbrauch von europäischen Geldern in Athen. 1993 leistete sich Griechenland ein Haushaltsdefizit von 13 Prozent der Wirtschaftsleistung. Auch das führte nicht zu harten Auflagen der Kommission oder einer Forderung nach einem Sparpaket zur Rettung Europas. Das Alltagsgeschäft der Ratingagenturen, Staaten bei ihren Haushaltsaufstellungen auf die Finger zu schauen, Defizite zu untersuchen und Schulden zu analysieren. Die EU hatte dafür nur wenig übrig. Jetzt, wo das Urteil der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor's zu einem Flächenbrand in der Euro-Zone führt, soll plötzlich der Überbringer der schlechten Nachricht schuld sein? Absurd. Übrigens stammt diese Weisheit aus der griechischen Mythologie.
Quelle: Rheinische Post