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Berliner Morgenpost: Familienfreundlichkeit ist kein Selbstzweck

Archivmeldung vom 07.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Familie ist "in". Nicht erst seit die Politik das Thema entdeckt hat. Aber Familie ist heute anders als noch vor 30 Jahren. Damals ging Vati arbeiten, und Mutti machte den Rest, also Küche, Kinder und kreative Inneneinrichtung. Heute gibt es das natürlich immer noch - aber auch die 18 Prozent der Familien, in denen die Mutter allein mit ihren Kindern lebt, mal mehr, mal weniger selbstbestimmt.

Oder die 18 Prozent der jungen Väter, die Elterngeld beantragen und sich für ein paar Wochen aus dem Job ausklinken. Eines scheint bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensformen klar: Das Bedürfnis, nicht nur eine Familie zu haben, sondern diese auch zu erleben, steigt. Sogar und gerade in Zeiten der Krise. So wichtig der Job als ökonomische Basis für eine Familie ist - er ist im Gegensatz zur Familie selbst ein unsicherer Faktor, auch das unterscheidet die wahrgenommene Lebenswirklichkeit von der vor 30 Jahren. Ein gutes Familienleben ist vielen Menschen heute mindestens ebenso wichtig wie ein befriedigendes Berufsleben. Viel zu selten geht das in Deutschland zusammen. Was nicht allein an den beschämend wenigen betriebseigenen Kindergärten liegt. Es hat auch mit einem Berufsethos zu tun, das Produktivität und Kreativität in abgesessenen Bürostunden misst, natürlich in möglichst vielen. Dass das Unsinn ist, lernen wir langsam. Auch, dass es im Gegenteil produktiver und zufriedenheitsfördernder sein kann, es wie die Skandinavier zu halten: Dort ist selbstverständlich, dass Väter ab 17 Uhr bei der Familie sind. Schlechter als den Deutschen geht es den Schweden oder Norwegern deshalb nicht. Wenn nun IHK, Handwerkskammer und Gewerkschaften "familienfreundliche Betriebe" in Berlin auszeichnen wollen, dann tun sie gut daran. Denn viele Unternehmen, auch die öffentlichen, hinken der gesellschaftlichen Entwicklung weit hinterher. Jeder lobt das dichte Kinderbetreuungsnetz in Berlin - doch Berlins Firmen sind weniger gut auf moderne Familien eingestellt. Betriebskitas, aber auch Unterstützung für Mitarbeiter, die ihre Angehörigen pflegen, flexible Arbeitszeiten, auch längere Auszeiten im Beruf, familiengerechte Betriebsvereinbarungen - es gibt noch viel zu tun. Und dabei geht es nicht um Wohltaten. Es geht auch darum, Unternehmen zukunftsfit zu machen. Zufriedene Mitarbeiter sind eben bessere Mitarbeiter. Eine Binsenweisheit, klar. Aber sie stimmt. Der nun initiierte Wettbewerb um mehr Familienfreundlichkeit in den Betrieben und eine "Deklaration zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf", wie sie der sogenannte Familienbeirat nun etwas pompös betitelt vorlegt, schaden nicht. Was sie nützten, wird sich zeigen.

Quelle: Berliner Morgenpost

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