Südwest Presse: Kommentar zum Arbeitslosenbeitrag
Archivmeldung vom 30.09.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.09.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDiese Überraschung ist Frank-Jürgen Weise aber gelungen. Dass ausgerechnet der Chef der Bundesagentur für Arbeit eine Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung ankündigt, war angesichts der mit 4,65 Millionen Stellensuchenden penetrant hartnäckigen Massenarbeitslosigkeit wirklich nicht zu erwarten.
Nun steht zwar außer Frage, dass der Abbau der viel zu hohen und
damit unbestreitbar beschäftigungshindernden Lohnnebenkosten höchste
Priorität genießen muss. Doch ob ausgerechnet der Beitrag zur
Arbeitslosenversicherung der dafür geeignetste Ansatzpunkt ist, darf
dann doch bezweifelt werden. Schließlich ist er der einzige
Sozialversicherungsbeitrag, der objektiv in direktem Bezug zur Arbeit
steht - ganz im Gegensatz zum Krankenkassenbeitrag. Noch viel mehr
Skepsis muss der Blick auf die Struktur der Arbeitslosigkeit
provozieren: Inzwischen sind die Langzeitarbeitslosen das
Hauptproblem der Arbeitsmarktpolitik. Im Südwesten stellen sie
bereits mehr als die Hälfte aller Stellensuchenden. Wer sie von der
Straße bringen will, kann das über Weiterbildung oder durch
Abschieben in den Niedriglohnsektor erreichen.
Der Verzicht auf Qualifizierungsmaßnahmen, der der Nürnberger
Bundesagentur die Spielräume zur Beitragssenkung bringt, ist daher
bei Lichte besehen schlicht eine Kapitulation vor einer der großen
Herausforderungen der Beschäftigungspolitik.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse