Neues Deutschland, Berlin, kommentiert die israelischen Angriffe in Libanon.
Archivmeldung vom 31.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan mag die Worte des Bedauerns der israelischen Regierung abnehmen oder auch nicht. Fakt ist, dass der Bombenangriff, der in Kana Dutzende Zivilisten das Leben kostete, in der israelischen Kriegslogik liegt. Wiederholungen sind sicher nicht gewünscht, aber auch nicht ausgeschlossen.
Über 100 Luftangriffe auf
Kana wurden seit Kriegsbeginn gezählt - der verheerendste stärkt
sicher die Hisbollah aber nicht Israel. Längst ist die internationale
Meinung, die den ersten Militäraktionen nach der Geiselnahme durchaus
Verständnis im Sinne des Selbstverteidigungsrechtes gegenüber
gebracht hatte, der Fassungslosigkeit gewichen: Fassungslosigkeit
angesichts der von Tag zu Tag unverhältnismäßiger werdenden Mittel:
Streubomben, Phosphorbomben wurden bereits eingesetzt und uranhaltige
Bunkerbrecher aus den USA sind laut »New York Times« auf dem Weg nach
Israel. Das Ziel ist klar und offen: die Zerstörung der Hisbollah,
koste es was es wolle. Von diesem Ziel ist Israel auch nach über zwei
Wochen Krieg offenbar weit entfernt. Die Bombardements werden nun
zwangsläufig auf breitere Ziele ausgedehnt - die »Kollateralschäden«
zwangsläufig größer. Dass die Hisbollah Zivilsten als Schutzschilde
benutzt, ist unertraglich. Eine Entschuldigung für das israelische
Vorgehen ist es nicht. Und mit jeder Bombe wird der Weg zu einer
Verhandlungslösung länger.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland