Lausitzer Rundschau: Report des Kinderhilfswerks zur Kinderarmut
Archivmeldung vom 16.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin gemeinsames Mittagessen in der Familie ist für sie die Ausnahme. Auf die Klassenfahrt müssen sie verzichten, denn ihre Eltern können die Reisekosten nicht bezahlen. Und im Kino sind sie seit Jahren nicht gewesen. Nach dem Kinderreport Deutschland 2007, den das Kinderhilfswerk gestern vorgestellt hat, ist die Zahl armer Kinder in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen.
Trotz Konjukturschub und sinkender
Arbeitslosigkeit. Mehr als jedes sechste Kind unter sieben Jahren war
2006 zeitweise oder dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen - 1965
betraf das nur jedes 75. Kind. Doch den Jüngsten mangelt es nicht
allein am Materiellen. Kinderarmut schadet der Gesundheit.
Kinderarmut verringert die Bildungschancen. Kinderarmut bedeutet viel
zu oft auch Armut im Erwachsenenalter.
Das Kinderhilfswerk rügt die Benachteiligung von Familien im
Steuersystem und ruft zu einem Paradigmenwechsel in der Kinder- und
Familienpolitik auf. Dazu gehört eine Kindergrundsicherung, die das
heutige Kindergeld ersetzen soll. Sie würde endlich anerkennen, dass
Kinder eigenständige Personen mit umfassenden Bedürfnissen sind. Nur
wenn die Hilfe auch bei den Jüngsten ankommt, kann sie wirken.
Zu Recht fordert die Organisation zudem ein flächendeckendes Angebot
an qualifizierter Kinderbetreuung. In der Zeit, in der Mutter oder
Vater aufs Kind aufpassen, können sie nicht arbeiten gehen, bringen
sie keinen Lohn nach Hause. Gleichzeitig profitiert der Nachwuchs vom
Tag im Kindergarten. Denn dieser bedeutet viele Stunden frühkindliche
Förderung, die besonders für Mädchen und Jungen aus bildungsfernen
Schichten zum Schlüsselerlebnis werden kann. Die Weichen für den
weiteren Lebensweg werden in jüngsten Jahren gestellt. Wer den
Einstieg verpasst, hat es später umso schwerer, auf eigenen Füßen zu
stehen. Und Bildung bleibt das wichtigste Fundament für ein
unabhängiges Leben.
Kinder sind Zukunft. Armut aber verbaut ihnen die Chancen darauf. Die
Bundesregierung muss mehr in Kinder investieren. Sonst nimmt sich
Deutschland selbst die Zukunft.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau