Westdeutsche Zeitung: Schweres Wetter in Sicht
Archivmeldung vom 23.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnalysten und internationale Kapitalanleger haben ein feines Gespür für wirtschaftliche Entwicklungen. Sie wissen woher der Wind weht und wohin die Konjunktur treibt. Mit der zum Jahreswechsel anstehenden Mehrwertsteuererhöhung ist für sie klar:
Schwereres Wetter ist in Sicht. Höhere Steuern sind grundsätzlich
Gift für die Konjunktur. Und eine Anhebung in diesem Ausmaß - drei
Prozentpunkte auf einen Schlag - hat es noch nie in Deutschland
gegeben. Das muss beim künftigen Wachstum erst verdaut werden. Zumal
es bereits viele Trittbrettfahrer gibt, die die vorübergehende
Unübersichtlichkeit bei den Preisen - wie es sie auch bei der
Euro-Einführung gegeben hatte - für eigene Preiserhöhungen ausnutzen.
Was die Finanzexperten befürchten, kann so kommen, muss aber
nicht. Bisher ist wegen der höheren Mehrwertsteuer von einer
Wachstumsdelle in 2007 ausgegangen worden. Um etwa einen halben
Prozentpunkt sollte der Konjunkturschwung wegen der neuen
Begehrlichkeit des Finanzministers nachlassen. Von halbierten
Wachstumsraten oder gar einem Absinken in die Rezession wurde bislang
nicht gesprochen. Noch wäre Zeit, die Mehrwertsteuererhöhung
auszusetzen, oder abzumildern. Das wird die Regierung aber nicht tun.
Vielleicht schafft sie es aber noch, einen wichtigen Teil ihrer
Hausaufgaben wie Gesundheits- oder Hartz IV-Reform in diesem Jahr zu
erledigen. Auch die Unternehmen müssen endlich Klarheit haben, wohin
genau die Reise bei ihren Steuern geht. Erst dann können
Investitionen und damit Arbeitsplätze kalkuliert werden. Und der
Verbraucher will Schutz von der Politik bei überbordenen
Energiepreisen. Die bekannten Zusatzbelastungen von 300 Euro pro Kopf
und Jahr reichen. Sonst wird tatsächlich der gerade eingeleitete
Aufschwung wieder abgewürgt.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung