Rheinische Post: Israel auch Täter
Archivmeldung vom 20.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Schilderungen israelischer Soldaten aus dem Gaza-Krieg über den Umgang mit Palästinensern wirken wie eine Zeitbombe auf die israelische Gesellschaft. Irgendwann werden sie ihre Wirkungen auf die Menschen aber nicht nur in Israel entfalten.
Sie werden die Israelis erschüttern, weil sich hier ein ungeheurer Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit auftut. Israel steht mit dem Rücken zur Wand. Es wird bedroht von Terror und Intoleranz. Wenn sich nun herausstellen sollte, dass israelische Soldaten im berechtigten Kampf gegen Terror palästinensische Zivilisten zu Willküropfern machten, dann entzieht das der israelischen Sache den Boden. Israel hat die Latte der Moral hochgelegt, und nun rennt es munter drunter her. Das spielt allen Feinden Israels propagandistisch in die Hände. Politisch ist das verheerend. Die Übergriffe werden publik zu einem Zeitpunkt, an dem die politische Führung einige Schritte nach rechts gerückt ist. Israels möglicher neuer Außenminister Liebermann ist ein erklärter Araber-Feind, von Aussöhnung oder einem Palästinenser-Staat will er nichts wissen. Zu glauben, so ließe sich der Nahe Osten befrieden, zeigt mangelnden Realitätssinn. Friede funktioniert nur mit den Palästinensern, nicht gegen sie.
Quelle: Rheinische Post (von Godehard Uhlemann)