Neue Westfälische (Bielefeld): Überwachungsvideos der Loveparade
Archivmeldung vom 31.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist ein dummer Schachzug von Rainer Schaller, die Loveparade-Aufnahmen seiner Überwachungskameras im Internet zu veröffentlichen. Für jemanden, der mit dem Rücken zur Wand steht, ist die Flucht nach vorn zwar nicht ungewöhnlich, aber in seinem Fall ist sie besonders geschmack- und instinktlos. Schallers Verhalten in den vergangenen Wochen zeigt, dass nicht nur seine Fitness-Studios billig sind, sondern auch der Mensch, der im Mc-Fit-Betreiber steckt.
Denn wenn am Donnerstag der Innenausschuss des Landtags zur Loveparade-Katastrophe tagt, wird der 41-Jährige nicht daran teilnehmen. Er hat angekündigt, Firmenvertreter nach Düsseldorf zu schicken. Die Gewerkschaft der Polizei findet seine Weigerung "feige und unerhört", getoppt wird Schallers Abwesenheit jedoch noch von seiner Anwesenheit am gleichen Abend in der Sat.1-Talkshow von Johannes B. Kerner. "Zum ersten Mal spricht Schaller in einem TV-Studio über die Tragödie von Duisburg", lässt der Sender stolz verkünden. Man weiß gar nicht, was schlimmer ist: Dass der Loveparade-Veranstalter diese Plattform nutzt, oder dass Kerner sie ihm gibt. Die Ermittlungen und Aussagen gehören nicht ins Privatfernsehen, sondern vor ein Gericht. Alles andere ist zynisch und wird dem Ausmaß der Katastrophe und den Opfern der Loveparade nicht gerecht.
Quelle: Neue Westfälische