Westdeutsche Zeitung: Hilflose Familienpolitik
Archivmeldung vom 27.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Elterngeld markiert den falschen Weg zu einem richtigen Ziel. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, wieviele Kinder geboren werden, um die unaufhaltsame Alterung unserer Gesellschaft wenigstens auszubremsen. Wenn ausgerechnet die hochqualifizierten jungen Männer und Frauen, und diejenigen, die im Berufsleben fest verankert sind, das Kinderkriegen verweigern, hat diese Gesellschaft auch ein qualitatives Problem.
Es gehört zu den
Errungenschaften der vergangenen Jahre, dass solche Erkenntnisse
jenseits der politischen Korrektheit ausgesprochen werden dürfen.
Das Elterngeld zielt genau auf diese Gruppen. Es macht im
Gegensatz zum gestrichenen Erziehungsgeld keinen Hehl daraus, Männer
und Frauen zu begünstigen, die für den zeitweiligen Ausstieg aus dem
Beruf empfindliche Verdienstausfälle hinnehmen müssen. Die Erfinder
des Elterngeldes um Familienministerin von der Leyen sitzen
allerdings demselben gesellschaftspolitischen Irrtum auf, wie alle
Familienpolitiker zuvor. Immer wieder haben sie versucht, die
Transferleistungen für Familien zu verbessern. Und kein einziges Mal
hat sich dieses Engagament positiv in der Geburtenstatistik
niedergeschlagen. Wann begreift die Politik, dass man potentiellen
Eltern die Entscheidung für Kinder nicht abkaufen kann?
Der Staat sollte die 154 familienpolitischen Leistungen lieber gründlich durchforsten und statt dessen soviel Geld wie möglich in eine zeitgemäße Kinderbetreuung umleiten. Das würde berufstätigen Paaren tatsächlich die Entscheidung für Kinder erleichtern und zugleich denjenigen Kindern Chancen bieten, deren Eltern in erschreckend wachsender Zahl Erziehung und Bildung verweigern. Wann nur ringt sich die Bundesregierung zu diesem überfälligen Paradigmenwechsel in der Familienpolitk durch?
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung