Neues Deutschland: Die LINKE und die Präsidentenwahl
Archivmeldung vom 02.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas könnte die LINKE für Möglichkeiten haben! Sie wäre in den Klub der Edeldemokraten aufgestiegen, von ihrer Vergangenheit gereinigt und regierungsfähig, geben SPD und Grüne zu verstehen. Hätte sie Joachim Gauck gewählt. Das mag glauben, wer will. Dieselben Leute, die der Linkspartei sonst vorhalten, sich nicht ihrer Geschichte zu stellen, hätten ihr jetzt als Lohn für eine Symbolhandlung Absolution erteilt? Wenn das kein Etikettenschwindel wäre - was dann?
Nein, SPD und Grüne haben mit der Kandidatur Gaucks einen machttaktischen Coup eingefädelt, der die Regierung bedrängen und dabei die LINKE vereinnahmen oder wenigstens ein bisschen spalten sollte. Gauck selbst zeigte wenig Sympathie für SPD und Grüne, gar keine für die LINKE - und das soll der Schlüssel für rot-rot-grüne Bündnisse gewesen sein? Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen. Über Kooperationen wird anhand von Sachfragen gesprochen, und in entscheidenden Sachfragen stehen Gauck und Wulff der LINKEN fern. Insofern muss sich die LINKE nicht - wie SPD-Vizechefin Manuela Schwesig meint - vor ihren Anhängern für den Präsidenten Wulff rechtfertigen, den sie gar nicht gewählt hat. Bei einem von der LINKEN gestützten Präsidenten Gauck dagegen hätte es massiven Erklärungs- und Rechtfertigungsdruck gegeben. SPD und Grüne wollten weniger einen Wahlerfolg als vielmehr ein Spektakel. Das haben sie bekommen und möchten es jetzt noch etwas auskosten.
Quelle: Neues Deutschland