Neues Deutschland: zum Rücktritt des pakistanischen Präsidenten
Archivmeldung vom 19.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSein letztes Gefecht hat der General verloren. Pakistans Präsident Pervez Musharraf, der sich einst an die Macht putschte, kam gestern einem schmachvollen Amtsenthebungsverfahren zuvor und kündigte seinen Rücktritt an.
Die Regierungskoalition hatte dem 65-Jährigen als besonderes Geburtsgeschenk ein Ultimatum gestellt. Wirtschaftlicher Niedergang, ausufernde Korruption, brutales Vorgehen gegen die Opposition, Knebelung der Justiz, dazu militante Islamisten, die ganze Regionen beherrschen, ein Geheimdienst als Staat im Staate, die tiefe Verstrickung in Afghanistan, Hunderttausende auf der Flucht, ein nicht entschärfter Kaschmir-Konflikt - die Liste der Vorwürfe gegen den despotischen Verbündeten Washingtons im Anti-Terrorkrieg ist lang. Unter seiner Ägide trieb das mit Atomwaffen bestückte Land im Vorjahr selbst an den Rand eines Bürgerkriegs. Der eigentliche Lackmustest steht der überaus fragilen und bisher wenig effektiven Allianz in Islamabad allerdings erst noch bevor. Sie muss das Machtvakuum schnell füllen und die Extremisten im Lande zügeln. Innerhalb von 30 Tagen sollen die beiden Parlamentskammern und vier Provinzversammlungen nun in einer außerordentlich angespannten Lage einen neuen Präsidenten wählen. Nicht zuletzt argwöhnisch beobachtet vom nach wie vor mächtigen Militär. Gut möglich, dass bei wachsender politischer Instabilität in Pakistan nach dem General die Armee kommt.
Quelle: Neues Deutschland