WAZ: Nutzlose Vorschrift
Archivmeldung vom 06.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFußball ist, wenn die Interessen behinderter Menschen berührt sind, keine isolierte Veranstaltung. In den Stadien spiegeln sich Bedürfnisse wider, die überall im Alltag auftreten. Wie weit gesetzlich fixierter Anspruch und Realität auseinanderklaffen können, zeigt das Beispiel Rollstuhl-fahrender Fans: aus einer gut gemeinten Verordnung, die Hunderte von Zuschauerplätzen verlangt, wird blanke Utopie, weil sie nicht umsetzbar ist. Was bleibt, ist Frust bei den Betroffenen.
Die Gesellschaft ist für die Anliegen von Behinderten sensibler geworden, wenn es auch zu langsam vorangeht. Die Entwicklung hat vor dem Fußball nicht haltgemacht. Die Profi-Clubs öffnen sich allmählich, beschäftigen Fanbeauftragte für Behinderte. Aber sie agieren auch in einem Spannungsfeld, wo sie Auflagen des Gesetzgebers, eigene wirtschaftliche Interessen und begrenzte bauliche Möglichkeiten auf einen Nenner bringen müssen. Das ist nicht so einfach.
Probleme lassen sich nur im verbindlichen Dialog lösen. Dabei wird es für beide Seiten - Behinderten-Verbände und Vereine - nicht ohne Kompromisse gehen. Das Ergebnis kann aber mehr wert sein als jede nutzlose Vorschrift.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)