Westfalenpost: Ein Ziel vor Augen Angela Merkel und die große Koalition
Archivmeldung vom 07.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Berlin wird gezockt, getrickst und natürlich gespielt. Vorzugsweise Mikado. Das kennen wir ja, wer sich zuerst bewegt, hat schon verloren. Müntefering hat wohl überdreht und Stoiber ist sich selbst in die Quere gekommen. Nur die clevere Frau Merkel hält sich bedeckt, lässt sich zu keiner Sachposition vernehmen und wartet ab. Dafür werden von ihr in den Koalitionsgesprächen Zugeständnisse gemacht, Hauptsache sie verliert nicht das Ziel aus den Augen:
Erste Bundeskanzlerin Deutschlands.
Nichts ist mehr zu hören von einer Steuerreform - vertagt auf das
Jahr 2008. Die Union als Steuersenkungspartei - das war gestern.
Heute sind Mehrwert- und Reichensteuer in Sichtweite. Kaum noch wird
über deutliches Sparen, Begrenzung der Lohnnebenkosten und
Flexibilisierung des Arbeitsmarktes gesprochen.
Vom ehrgeizigen Programm des CDU-Parteitags 2003 in Leipzig erkennt
man nur noch Fragmente. Dafür lässt die Vorsitzende die Fäden zur
Partei nicht abreißen. Geschickt agiert sie im Hintergrund, stellt
kritische Vordenker aufs Abstellgleis und diskutiert nur hinter
verschlossenen Türen mit dem Bundesvorstand am 5. Dezember über die
verpatzte Bundestagswahl.
Wieviel Positionen Angela Merkel räumt, um die große Koalition zu
ermöglichen, bleibt neben der Führungsschwäche unklar. Dafür wird das
Murren deutlicher. Ministerpräsident Wulff kritisiert die SPD,
gemeint ist jedoch Frau Merkel. Die wiederum überträgt dem Hessen
Roland Koch die Verhandlungsführung in Sachen Finanzen: Dem Dreh- und
Angelpunkt. Damit gerät die Vorsitzende in eine Abhängigkeit, die sie
bislang vermeiden konnte.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost