Südwest Presse: zum Wettprozess
Archivmeldung vom 15.04.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas erste Urteil im Prozess um den Fußball-Wettskandal 2009 ist gefällt. Die Haftstrafen zwischen drei und knapp vier Jahren wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs sind nicht ohne. Der Richter hat dabei auch die Fahne des Fairplay im Sport hochgehalten: Die Manipulationen seien ein Schlag ins Gesicht all derer, die "in redlicher Absicht Fußball spielen".
Die Täter bestrafen, potenzielle Nachahmer abschrecken - viel mehr kann ein Gericht nicht leisten. Wetten, dass es trotzdem wieder passiert? Gerade der deutsche Fußball, der sich auf einer Insel der Seligen glaubte, hatte bereits 2005 einen Riesenschock zu verkraften. Damals füllten "Wettkönig" Ante Sapina und der von ihm gekaufte Schiedsrichter Robert Hoyzer erst die eigenen Hosentaschen, dann die Schlagzeilen. Nun ist auch Sapina erneut angeklagt, einer von rund 300 Verdächtigen in den Bochumer Akten. Dieser notorische "Zocker" und die gigantische Dimension zeigen: Trotz aller Furore, großer Betroffenheit und aus dem Boden gestampftem "Frühwarnsystem" für verdächtige Geldbewegungen am Wettmarkt ist es nach dem ersten Fall nur schlimmer geworden und diese Entwicklung offensichtlich unumkehrbar. Die Gewinne einzelner im aktuellen Skandal gehen in die Millionen, der Imageverlust trifft den gesamten Sport. Der unüberschaubare globale Sportwettenmarkt ist für Betrüger viel zu lukrativ. Und Lust am Risiko gehört für sie zum schmutzigen Spiel.
Quelle: Südwest Presse