Neue Westfälische: Schlechte Prognosen für den Arbeitsmarkt
Archivmeldung vom 26.06.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSelbst wenn die Rezession ihren Tiefstand erreicht hat, selbst wenn es bald wieder aufwärtsgehen sollte, bleibt eine Sorge bestehen, die um den Arbeitsplatz. Kaum eine Branche ist von der Krise verschont worden, kaum jemand kann seiner Stelle sicher sein. Kein Wunder, dass sich dies im privaten wie im beruflichen Leben auswirkt.
Verwunderlich eher, dass trotz Auftragseinbrüchen, Insolvenzen und Schuldenbergen die Stimmung lange Zeit besser war als die wirtschaftliche Lage. Die spiegelt sich bis heute weniger in den Gesichtern der Menschen auf der Straße als beispielsweise in den ausbleibenden Stellen- und Handelsanzeigen in den Zeitungen. Die Deutschen haben im Umgang mit wirtschaftlichen Problemen wenig Erfahrung. Die kurze Geschichte der Bundesrepublik ist die eines Erfolges. Und wenn auch die dem Osten von Kanzler Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften auf sich warten lassen, für Hungerrevolten gibt es dort keinen Anlass. Der durchschnittliche Bundesbürger identifiziert sich mit seiner Arbeit, die ihm neben dem Lebensunterhalt - günstigenfalls - auch Lebensinhalt gibt. Risikobereitschaft gehört nicht zu den deutschen Grundtugenden. Mobilität ebenfalls nicht. In den USA ist der Jobverlust in der Regel keine existenzielle Katastrophe. Wenn es kaum soziale Sicherheit gibt, muss man sich auf alle Lebenssituationen einstellen. Dass einem der Tankwart in Washington erzählt, er sei bis vor kurzem Professor für Germanistik gewesen, ist dafür ein Beispiel. Sicher kein Vorbild. Der härter werdende Kampf um den Arbeitsplatz ist programmiert. Arbeitgeber sollten die Leidensbereitschaft nicht ausbeuten, Arbeitnehmer nicht alles mit sich machen lassen. Die Menschenwürde, die unser Grundgesetz als unantastbar beschreibt, gilt auch für das Arbeitsleben.
Quelle: Neue Westfälische