Neues Deutschland: zu Franz Müntefering und die Managergehälter
Archivmeldung vom 10.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast genau ein Jahr ist es her, da hat Franz Müntefering der Unternehmerschaft einen mächtigen Heu-Schrecken eingejagt. Die Wirtschafts-Lobby tobte nach dessen Kapitalismus-Schelte, während die geschundene sozialdemokratische Seele förmlich auflebte.
Aber Empörung wie Erleichterung waren von
kurzer Dauer - und sind bei den einen wie den anderen und dem
Verursacher der Gefühlswallung längst vergessen.
Der heutige Vizekanzler Müntefering hat weiß Gott auch andere
Sorgen, als den Kapitalismus zu geißeln. Er muss sich um die
Optimierung von Hartz IV, mehr Kontrollen und Kürzungen kümmern. Er
muss darüber nachdenken, ob die Ich-AG beibehalten, abgeschafft oder
durch andere Selbstausbeutungsmechanismen ersetzt werden. Er muss mit
dem Parteifreund aus dem Finanzressort darüber nachdenken, ob die
ohnehin ungeliebte Reichensteuer nicht doch ein bisschen weniger hart
für die Reichen ausfallen könnte. Für ein Sinnieren über die Macht
des Kapitals, das keinen Gedanken an die Menschen verschwendet, hat
Franz Müntefering aber nun wirklich keine Zeit mehr.
Die Sozis halten im Interesse des Machterhalts still und die Bosse
können sich beruhigt zurücklehnen - ihre Bezüge steigen proportional
zum Sozialabbau, ihre gnadenlosen Vorschläge bleiben vom einstigen
Heu-Schrecken unwidersprochen. Dessen nächste kapitalismuskritische
Rede ist frühestens im Frühjahr 2009 zu erwarten. Dann ist wieder
Wahlzeit.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland