Lausitzer Rundschau: Der Streit um Erziehungscamps
Archivmeldung vom 02.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie harte Hand des Gesetzes will durchgreifen. Amerika macht es ja vor: Also ab mit jugendlichen Straftätern in ein Erziehungscamp. Am besten auf der grünen Wiese, mit Zaun drum herum, mit Aufsehern oder wenigstens Sozialarbeitern, die dann in ein paar Wochen das ausbügeln, was über Jahre hinweg bei potenziellen Camp-Kandidaten versäumt wurde.
Schon abenteuerlich, auf welche Ideen Politiker kommen, wenn sie nicht mehr weiterwissen, wenn sie aktionistisch und populistisch den Bürgern weiß machen wollen, mit aller Macht für Recht und Ordnung sorgen zu können. Wie wäre es denn mit Erziehungslagern für Eltern, die ihre Kinder verwahrlosen lassen? Oder für Politiker, die den Wählerauftrag schon lange aus den Augen verloren haben? Im Ernst: Man darf gespannt sein, wie das "therapeutische Gesamtkonzept" aussehen wird, das der Union für solch ein Camp der jugendlichen Verlierer vorschwebt. Wie wäre es denn damit: Mehr Geld für Schulen und Polizei, mehr Mittel für die Jugendhilfe, für Freizeitzentren und Sozialarbeiter in den Vorstädten, mehr Ausbildungsplätze und mehr gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein für den Nachwuchs - das wäre ein guter Weg, um Jugendliche erst gar nicht ins kriminelle Milieu abrutschen zu lassen. Strafen für Gewalttäter gibt es genug. Drill und hohe Zäune machen jedenfalls keine besseren Menschen - Erziehungscamps kosten nur viel Geld, das woanders dringender gebraucht wird und mehr Nutzen bringen könnte.
Quelle: Lausitzer Rundschau