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Börsen-Zeitung: Abschied auf Raten

Archivmeldung vom 30.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt ist amtlich, worüber in den Wochen zuvor schon spekuliert wurde: Siemens trennt sich von Osram via Börsengang. Damit setzt der Dax-Riese nach Epcos (1999) und Infineon (2000) zum dritten großen Initial Public Offering (IPO) einer Tochter an. Was Investmentbanker aufgrund ihrer Hoffnung auf ein lukratives IPO-Mandat und die Siemens-Aktionäre aufgrund ihrer Erwartung einer Sonderausschüttung (Erlös aus Börsengang) in Verzückung versetzt, wirft aber Fragen nach dem strategischen Sinn eines solchen Schritts auf.

Klar, die Lichttechnik-Aktivitäten stehen vor einem Umbruch. Die Glühbirne wird allerorten durch Leuchtdioden abgelöst, was für Osram einen Investitionsbedarf in Milliardenhöhe bedeutet. Doch Siemens ist dank einer prall gefüllten Firmenkasse von gut 16 Mrd. Euro mit genügend Geld ausgestattet, um diese Herausforderung finanziell bequem allein zu stemmen.

Die Risiken von Osram auf den Kapitalmarkt abzuwälzen, mag zwar ein strategisch kluger Schachzug von Siemens-Chef Peter Löscher sein. Es ist aber zugleich das Eingeständnis eines unternehmerischen Scheiterns, obgleich Osram bis zuletzt als "Kernaktivität" bezeichnet wurde. Der Lichttechnik der Münchener gelang es nicht, Branchenführer Philips zu überholen. Doch als Nummer 2 ließ es sich mit Umsatzrenditen von zuletzt über 12% bisher auch gut leben.

Löscher und Finanzvorstand Joe Kaeser werfen mit Nebelkerzen, wenn sie versichern, Siemens werde nach dem Börsengang als "Ankeraktionär" bei Osram "langfristig" engagiert bleiben. Die Erfahrung aus der Vergangenheit lehrt, dass es - wie bei Infineon - ein Abschied auf Raten sein wird.

Nach den Telekommunikationsaktivitäten trennt sich Siemens von einem weiteren Konsumgütergeschäft, das mit der Gebäudetechnik, die aber im Siemens-Reich verbleibt, einen wichtigen hausinternen Partner für Synergien verliert.

Unter diesem Blickwinkel ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Siemens sich auch vom Hausgeräte-Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch verabschiedet, weil es ebenfalls nicht ins Konzern-Portfolio passt. Geht das Management diesen Weg konsequent weiter, könnte Siemens eines Tages eine börsennotierte Holding mit vielen, ebenfalls börsennotierten Tochtergesellschaften sein. Schon mal darüber nachgedacht, Herr Löscher?

Quelle: Börsen-Zeitung

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