Rheinische Post: Die Koalition verrechnet sich
Archivmeldung vom 10.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan kann sie förmlich ächzen sehen in ihrem Sparkorsett, die Spitzen von Union und SPD. In den letzten Tagen haben vor allem die beiden Ober-Haushaltssanierer Peer Steinbrück und Roland Koch den Verhandlern die Luft zum Denken noch weiter abgeschnürt:
35
Milliarden, 43, 62, gar 70 Milliarden Euro groß soll das
Haushaltsloch sein. So haben die verängstigten Großkoalitionäre aus
ihrer Reformrunde eine erweiterte Haushaltsausschuss-Sitzung gemacht.
Das sind bekanntlich keine Zusammenkünfte, die vor Phantasie
strotzen.
So liest sich dann auch das bisher Erreichte wie einer dieser
halbherzigen Kompromisse aus der Brüsseler EU-Bürokratie. Sachfremde
Details werden gegeneinander aufgerechnet, damit die Partei-Rechnung
am Ende stimmt: Wir akzeptieren Euren Atomausstieg, wenn Ihr uns bei
unserer Lockerung des Kündigungsschutzes entgegenkommt.
Wir nehmen
Eure Mehrwertsteuer-Erhöhung, wenn Ihr uns die "Reichensteuer"
abkauft.
Eine Gleichung, die nicht aufgeht. Steuererhöhungen zum Füllen leerer
Staatskassen haben noch nie einen Wachstumsimpuls ausgelöst. Und
Politik besteht nicht nur aus Ausgaben-, sondern auch aus
Aufgabenkritik. Angela Merkel hat in längst verdrängten
Wahlkampfzeiten die richtigen Fragen gestellt: Wie viel und welchen
Staat brauchen wir in Zukunft? Darauf gibt es bislang nicht einmal
den Hauch einer Antwort aus Berlin.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post