Ostsee-Zeitung: zum abgesagten Referendum in Griechenland
Archivmeldung vom 04.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEnde gut, alles gut? Schön wär's. Denn, nur zur Erinnerung: Es geht aktuell weniger um die Rettung Griechenlands als vielmehr um die von dessen Gläubigern. Das Geld, das die übrigen Euro-Mitglieder nach Athen überweisen, wird dort zumeist ja gleich wieder zum Schuldendienst weitergereicht. Griechenlands Schulden bleiben also erhalten. Nur die Gläubiger sind jetzt andere, nämlich die Staaten, die so letztlich wieder einmal ihre Finanzindustrie raushauen - die dann über hohe Staatsschulden klagt, herabstuft und höhere Zinsen als Strafe verhängt. Wer den Wahnsinn sucht: Hier könnte er fündig werden.
Was akut eher helfen könnte, wäre eine EZB, die glaubhaft - auch für Spanien oder Italien - für notfalls unbegrenzten Kredit hinter ihrer Währung steht. So wie die Notenbanken in den USA, Großbritannien, Japan, die deshalb trotz ebenfalls gigantischer Staatsverschuldung keine Probleme haben, Niedrigzinsen zu erhalten. Und: Griechenland bräuchte eine Perspektive, einen Marshall-Plan, der dem Land absehbar aus der Krise hilft. Von all dem ist nichts zu sehen, und deshalb sieht es schlecht aus. Für Griechenland, für Europa und für eine Demokratie, die diesen Namen verdient.
Quelle: Ostsee-Zeitung (ots)