Rheinische Post: Die Illusions-Truppe - von Gregor Mayntz
Archivmeldung vom 08.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlY ist das Erkennungszeichen der Bundeswehr. Man sollte es durch ein I ersetzen. I wie Illusion. Das war schon so im Kalten Krieg. Statt vorgeblicher "Landesverteidigung" sollte die Bundeswehr eine Angriffswelle des Warschauer Paktes so weit dämpfen, dass es der Nato gelänge, sie ungefähr am Rhein zum Stehen zu bringen. Verteidigung? Illusion.
Wenn der Verteidigungsminister heute Terroristen mit dem Abschuss
entführter Jets droht, so weiß er selbst, dass das Szenario
unwahrscheinlich ist. Die Abfangjäger brauchen mindestens zwölf
Minuten bis zum Einsatzort, eine vom Linienflug abgebrachte entführte
Maschine zwischen zwei und vier Minuten bis zum nächsten WM-Stadion.
Schutz? Illusion.
Dann die Einsätze in Afghanistan und im Kongo. Politisch sind sie
grundsätzlich richtig. Doch so lange die Politik glaubt, ein paar
Tausend Soldaten Richtung Kabul und ein paar Hundert Richtung
Kinshasa könnten allein Kriege und Krisen beenden, schafft sie nicht
Frieden, sondern pure Illusion.
Landesverteidigung und Terror-Abschuss können mit dem Prinzip Abschreckung gut begründet werden. So lange dies weder am Hindukusch und noch viel weniger am Kongo gelingt, droht die Illusion zur tödlichen Falle für deutsche Soldaten zu werden.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post