Rheinische Post: Heulen und Zähneklappern
Archivmeldung vom 25.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas fast unkontrollierbare Haushaltsdefizit und die Versuche zu seiner Zähmung sind auf bestem Weg, noch vor der Arbeitslosigkeit das beherrschende Thema der Wahlperiode zu werden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch verspricht vorsorglich "Heulen und Zähneklappern", mit anderen Worten: Von 2006 an werden die Bürger den Gürtel richtig enger schnallen müssen.
Harte Zeiten drohen aber nicht nur ihnen, sondern womöglich auch den
Sozialdemokraten. Obwohl die große Koalition gemeinsam steht und
fällt, sind die Gewichte ungleich verteilt. Die zur Defizitbekämpfung
notwendigen Kürzungen auch bei Sozialleistungen bringen es nun mal
mit sich, dass sie den "kleinen Mann" treffen. Dessen Wut wird sich
zuerst bei der Volkspartei entladen, die für sich die "soziale
Gerechtigkeit" reklamiert. Auch stellt die SPD - auf eigenen Wunsch -
mit Finanz- und Arbeitsminister die Verkünder schlechter Nachrichten.
Peer Steinbrück hat das begriffen und mahnt, die Haushaltslage dürfe
nicht "täglich dramatisiert" werden - wie die Union das mit Freude
tut. Die SPD möchte lieber Steuerausnahmen streichen, was vor allem
Unternehmen und Gutverdiener träfe. Das nennt Franz Müntefering
schlau einen "Finanzpakt für Deutschland". Geht das Kalkül jedoch
nicht auf, dürfte die Linkspartei weiter dazugewinnen. Dann bliebe
der SPD nur Heulen und Zähneklappern.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post